Mit dem Flugzeug erreichten wir nach Salta, einer Stadt im Norden von Argentinien, die Hauptstadt des zweitgrössten Landes in Südamerika. Vor rund einem halben Jahr, als wir in Hawaii waren, hatten wir Natalia kennengelernt, die in Buenos Aires lebt und uns damals spontan zu sich nach Hause eingeladen hatte. Da wir mittlerweile die Erfahrung gemacht haben, dass man eine Stadt nie so gut kennenlernt, wie wenn man mit Einheimischen unterwegs sein kann, nahmen wir ihr Angebot nun sehr gerne an und quartierten uns für eine ganze Woche bei ihr ein. Das war, wie wir im Nachhinein feststellen konnten, die wohl beste Entscheidung gewesen, die wir hatten treffen können.

Zeit für ein bisschen Krankenhausluft

Denn kaum waren wir in Buenos Aires angekommen, befanden wir uns wieder einmal im Wartezimmer eines Krankenhauses. Ausschlaggebend dafür war Andrea gewesen, die sich am Abend nach der Ankunft plötzlich wieder unwohl gefühlt hatte. Vielleicht waren wir nach den Erlebnissen in Peru und Bolivien auch einfach zu paranoid geworden, aber Andrea verspürte wieder ein Schwindelgefühl wie vor einiger Zeit in Lima, als später dann Typhus diagnostiziert worden war. Um abschliessende Gewissheit darüber zu erlangen, ob wir wieder komplett gesund – oder eben auch nicht – waren, entschieden wir uns deshalb zu einem (hoffentlich letzten) Arztbesuch und einer gründlichen Untersuchung. Und da unsere Gastgeberin beim Roten Kreuz arbeitet, fanden wir am nächsten Tag mit Natalia’s Hilfe eine gute Klinik, in welcher wir uns untersuchen lassen konnten.

Aller guten Dinge sind drei

Das dachte sich zumindest Patrick. Denn bevor wir am Morgen Richtung Klinik aufbrachen, stattete er der Toilette wieder einmal einen längeren Besuch ab. Nicht nur bekam er wieder Durchfall, ihm war auch noch so übel, dass er sich sogar übergeben musste. Wie gut, dass wir doch entschieden hatten, ins Krankenhaus zu gehen. 😉 Nach einigen Tests, einer Blutprobe und sogar einem Ultraschall bei Patrick und einer Röntgenaufnahme bei Andrea (wofür genau ist uns bis heute ein Rätsel…), standen die Ergebnisse fest: Andrea war gesund, aber Patrick (der sich ja zuerst gar nicht unbedingt hatte untersuchen lassen wollen…) hatte sich nach dem Paratyphus in Peru und den Parasiten in Bolivien nun auch noch eine bakterielle Infektion eingefangen. Jackpot! Er wurde somit erneut mit Antibiotika ausgerüstet und für einige Tage auf eine sehr strikte Diät gesetzt. Ausgerechnet in Argentinien, wo er sich doch so sehr auf das viele Fleisch und den guten Wein gefreut hatte! 🙁

Fussballfieber à la Südamerika

Somit war unser erster ganzer Tag in Buenos Aires ziemlich anders verlaufen, als wir dies gerne gehabt hätten. Dafür wartete am nächsten Tag dann aber ein kleines Highlight auf uns. Es fand das mit Spannung erwartete Finale der Copa Libertadores statt, sozusagen das Endspiel der Champions League für die Fussballvereine aus Südamerika. Um den Titel kämpften dieses Jahr die Boca Juniors sowie River Plate, zwei sehr rivalisierende Fussballclubs aus – genau – Buenos Aires! 😉 Dieses Finalspiel hätte schon vor zwei, drei Wochen ausgetragen werden sollen. Im Vorfeld des Spiels war es aber leider zu unschönen Ausschreitungen und einer Attacke auf den Mannschaftsbus der Boca Juniors gekommen. Somit hatten die Verantwortlichen sich dazu entschieden, das Finale in Madrid, in Spanien, auszutragen.

Essen, Essen und nochmals Essen

Wir durften das Spiel bei Natalia’s Familie zu Hause schauen. Ihre Eltern hatten extra noch ein paar Verwandte und Freunde eingeladen. Vor dem Anpfiff gab es allerdings zuerst noch ein Asado, ein Argentinisches Barbecue. Natalia’s Vater hatte eine unglaubliche Menge an Fleisch und verschiedene Beilagen auf den Grill geworfen, an denen wir uns sattessen konnten. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken… Der arme Patrick war ja auf Diät und konnte praktisch nichts essen. Er hatte es an diesem Tag wirklich nicht leicht. Denn nach dem Mittagessen ging es fast pausenlos weiter mit Dessert, einer kleinen Zwischenmahlzeit gegen sechs Uhr, welche die Argentinier Merienda nennen, und dann dem Abendessen. Wir waren so mit Essen beschäftigt, dass das Spiel schon fast zur Nebensache verkam. 😉 Gewonnen hat übrigens River Plate mit 3:1 nach Verlängerung. Dies führte zu einigen Hupkonzerten in der Nachbarschaft und auch Feuerwerkskörper wurden fleissig abgefeuert.

Flanieren durch Buenos Aires

Obwohl es während unseres Aufenthaltes in Buenos Aires leider an zwei Tagen stark regnete, und wir im Freien nicht allzu viel unternehmen konnten, haben wir natürlich auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten besichtigt. Spannend war beispielsweise der Besuch auf dem Friedhof „La Recoleta“. Über 4600 Gräber findet man dort, eines prunkvoller als das andere. Vor allem viele Mausoleen von einflussreichen Familien kann man sich anschauen, darunter zum Beispiel das wohl beliebteste Grab von allen, dasjenige von Eva Perón, der ehemaligen First Lady Argentiniens, oder Gräber verschiedener ehemaliger Argentinischer Präsidenten.

Ein Spaziergang durch das Stadtzentrum führte uns unter anderem zum Plaza de Mayo mit der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast, weiter bis zum Kongress und später auch noch zum Obelisken. Immer wieder liefen wir an schönen Bauten vorbei und durch interessante Quartiere. Auf einer Fahrradtour kamen wir auch noch an der Floralis Genérica vorbei. Das ist eine riesige Blume aus Stahl und Aluminium, die ihre sechs Blütenblätter zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang schliesst.

   

Kriminaltango in der Taverne

Eines der spannenden Quartiere, die wir besuchten, war San Telmo. Es ist dort möglich, Paaren beim Tango tanzen zuzuschauen. Auf einem kleinen Platz mitten im Viertel fanden wir tatsächlich ein paar Tänzerinnen und Tänzer, die ihr Können präsentierten. Wir verweilten einige Zeit auf diesem Platz und liessen das Ambiente auf uns wirken. Etwas später assen wir in einem Restaurant um die Ecke dann noch ein saftiges Steak. Patrick hatte die Diät bis dahin wirklich vorbildlich eingehalten und durfte sich endlich wieder einmal etwas gönnen. 😉

Unterwegs in La Boca

Bevor wir uns wieder aus Buenos Aires verabschieden mussten, statteten wir noch dem Viertel „La Boca“ einen Besuch ab. Leider ist dort die Kriminalitätsrate relativ hoch. Nicht nur Natalia und ihre Freunde hatten uns zur Vorsicht gemahnt, sogar der Taxifahrer wies uns beim Aussteigen darauf hin, gut auf unsere Sachen aufzupassen. Aber es gab zwei Sachen, die wir in La Boca unbedingt besichtigen wollten. Zum einen war das El Caminito, eine kleine Strasse mit vielen bunten Häusern. Zum anderen liegt in La Boca das Fussballstadion der Boca Juniors, la Bombonera. Der Name bedeutet so viel wie «Schokoladenbox», in Anlehnung an die Form und Grösse des Stadions. Unser Fussballfan Patrick wollte sich diese Sportstätte natürlich gerne anschauen. Deswegen buchten wir eine Stadiontour, die uns während einer Stunde an verschiedene Orte führte, unter anderem auf die Tribühne und in die Kabine. Leider war die Gruppe unserer Tour etwas unübersichtlich, wir waren gegen 200 Personen. Aber unser Guide war redlich bemüht, uns ab und zu auch auf Englisch ein paar Infos zukommen zu lassen. So wissen wir nun beispielsweise, dass Diego Maradona, der früher selber einmal für die Boca Juniors gespielt hat, eine Ehrenloge im Stadion besitzt.

Nachtessen mit Verspätung

Die Woche in Buenos Aires war aus unserer Sicht viel zu schnell vorbei gegangen. Dank Natalia und ihren Freunden war auch an den Abenden immer etwas los und wir kamen meist nicht vor Mitternacht ins Bett. Generell kann man sagen, dass sich der Argentinische Alltag doch ein bisschen von demjenigen in der Schweiz oder in ganz Europa unterscheidet. Vor allem, was die Essenszeiten angeht. In Argentinien ist es üblich, erst gegen 22 Uhr, oder sogar noch später, etwas zu essen. Somit zieht sich der ganze Abend natürlich enorm in die Länge und es wird meistens spät, bis man ins Bett kommt. Ein Glück, dass wir nicht jeden Morgen früh zur Arbeit mussten! 😉 Wir haben uns bei Natalia sehr wohl gefühlt und hoffen, dass wir irgendwann in diese spannende Stadt zurückkehren können. Nun geht es für uns weiter zu den Iguazú Wasserfällen, auf die wir uns ebenfalls riesig freuen.

 

 

Eine ereignisreiche Woche in Buenos Aires
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