Die vierte und zugleich letzte Insel, welche wir auf unserer Inselhopping-Tour in Hawaii besuchten, war Big Island. Wie der Name schon sagt, ist es die grösste aller Hawaii-Inseln. In den letzten Wochen war Big Island vermehrt in den Nachrichten anzutreffen. Grund dafür ist, dass der Vulkan Kilauea momentan sehr, sehr aktiv ist und seit zwei Monaten ausbricht. Viele Touristen, die ursprünglich nach Big Island wollten, planen ihren Urlaub deswegen um und weichen auf andere Inseln aus. Doch wir wollten uns vom Vulkan nicht abschrecken lassen und buchten insgesamt elf Nächte in einem Hostel in Kona, an der Westküste von Big Island.
Der Kampf mit einer der steilsten Strassen der Welt
Im Norden der Insel machten wir zwei kürzere Wanderungen ins Waipio Valley und ins Pololu Valley. Die Täler ähneln sich ziemlich. Sie haben beide einen schönen, schwarzen Sandstrand und sind dicht bewachsen. Für die Wanderungen parkierten wir jeweils bei den Lookouts, die bereits eine tolle Aussicht auf die Landschaft boten. Anschliessend führten uns steile Wege in die Täler hinab. Während man nur zu Fuss ins Pololu Valley hinunterwandern kann, führt im Waipio Valley eine Strasse den Berg hinunter ins Tal hinein. Diese Strasse hat es allerdings in sich, denn sie ist unglaublich steil, mit einem Gefälle von stellenweise bis zu 40 Prozent! Das durchschnittliche Gefälle wird mit 25 Prozent angegeben. Es wird deswegen geraten, die Strasse nur mit einem 4×4 zu befahren. Da wir jedoch mit einem normalen PW unterwegs waren, nahmen wir die Strecke zu Fuss in Angriff. Wir merkten aber relativ schnell, dass beim Abstieg unsere Knie stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. So stoppten wir schon bald einmal und hielten nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau. Glücklicherweise mussten wir nicht lange warten. Ein Touristenpärchen nahm uns netterweise mit ihrem Jeep mit und ersparte uns dadurch sicher einige Schmerzen. Immerhin den Rückweg legten wir dann aber zu Fuss zurück. Er war zwar enorm anstrengend und ziemlich schweisstreibend, aber wenigstens schonender für die Knie als noch der Abstieg und noch ein gutes Workout obendrauf. 😀
Sonne tanken an den Stränden
Natürlich findet man auch auf Big Island, wie auf allen anderen Hawaii-Inseln, wunderschöne Sandstrände. Das Spezielle an den Stränden auf Big Island ist jedoch, dass man nicht immer direkt mit dem Auto dorthin fahren kann. Viele sind nur über einen Spaziergang oder sogar eine längere Wanderung durch Lavafelder erreichbar. Das hat zum Vorteil, dass die meisten Strände deswegen nicht allzu überlaufen sind. Dafür kann es schon einmal vorkommen, dass man sich den Strand mit ein paar Schildkröten oder einer Mönchsrobbe teilen muss. 😀 Wir genossen diese erholsamen Stunden sehr und wurden auch immer wieder mit tollen Sonnenuntergängen belohnt.
Schnorcheln mit den Spinnerdelfinen
Auf Big Island durften wir wohl zwei der bisher schönsten und eindrücklichsten Tierbegegnungen unseres Reislis machen. Wir wussten aus Reiseführern und von Freunden, dass eine grössere Population von Spinnerdelfinen an der Westküste vor Big Island zu Hause ist. Meistens zirkulieren die Delfine anscheinend zwischen drei verschiedenen Buchten hin und her, wie wir von einem Einheimischen erklärt bekamen. Da man aber natürlich nie genau sagen kann, wann sie in welcher Bucht anzutreffen sind, gehört immer auch eine grosse Portion Glück dazu, die Delfine zu sehen. So waren wir an diesem Morgen mit drei anderen Backpackern aus unserem Hostel früh losgefahren und erkundeten zuerst die Mittlere der drei Buchten, den beliebten Schnorchelplatz «Two Step». Das Wasser war zwar enorm klar und wir entdeckten neben einer Schildkröte und vielen bunten Fischen sogar noch einen Riffhai, aber leider keine Delfine. Deswegen machten wir uns auf zur Kealakekua Bucht beim Captain Cook Monument. Da wir jedoch vom Parkplatz aus keine Delfine im Wasser ausmachen konnten, fuhren wir noch weiter zur letzten Bucht. Aller guten Dinge sind ja schliesslich drei. 😉 Und tatsächlich: kaum waren wir beim Ho’okena Beach Park angekommen, erspähten wir im Meer draussen einige Delfine. Für uns gab es nun kein Halten mehr. So schnell hatten wir die Schnorchelausrüstung wohl noch nie angezogen. Wir rannten ins Wasser und schwammen auf direktem Weg ins Meer hinaus. Immer wieder überprüften wir, ob die Delfine noch da waren und in welche Richtung wir schwimmen mussten. Glücklicherweise hatten die Tiere sich noch nicht zurückgezogen. So schwammen wir weiter und hofften, irgendwann einen Blick auf die Tiere erhaschen zu können. Doch es kam noch viel besser. Denn plötzlich schwammen über 40 Delfine seelenruhig unter uns durch. Ihr Anblick war überwältigend! Sie zogen ihre Kreise um uns herum, kamen ab und zu an die Oberfläche, um Luft zu holen, und schwammen immer wieder neben oder unter uns durch. Über eine halbe Stunde verbrachten wir mit den Delfinen im Wasser, bevor sie dann Richtung offenes Meer davonzogen. Was für eine Begegnung, die wir wohl ein Leben lang nicht vergessen werden!
Tauchen mit den Mantarochen
Nach dem grossartigen Erlebnis mit den Delfinen durften wir auf Big Island noch eine zweite unvergessliche Erfahrung unter Wasser machen. Wir hatten nämlich zwei Tauchgänge bei der Kona Diving Company gebucht, wovon einer der beiden Tauchgänge ein Nachttauchgang mit Mantarochen war. Der erste Tauchgang fand kurz vor Sonnenuntergang statt. Wir sahen neben den üblichen Fischen auch einige Moränen, ein paar Aale, die wie Würmer aus dem Boden schauten, und bereits einen Mantarochen, der über uns dahinschwebte. Beim zweiten Tauchgang war es dann stockdunkel. Die verschiedenen Tauchbuden, die vor Ort waren, hatten alle ein paar grosse Taschenlampen am Meeresgrund angebracht, welche mit ihrem Licht den Plankton anzogen. Der Plankton zog dann seinerseits die Mantarochen an. Wir Taucher nahmen alle am Meeresboden in einem Kreis Platz, es sah ein bisschen so aus wie an einem Lagerfeuer. 😀 So konnten wir diesen anmutigen Tieren aus nächster Nähe zuschauen, wie sie ihre Runden drehten und mit ihren riesigen offenen Mäulern durchs Wasser schwammen, um den Plankton aufzunehmen. Auch dieses Erlebnis war absolut faszinierend und unvergesslich. Insgesamt konnten wir an diesem Abend acht verschiedene Mantarochen bewundern, die grössten hatten eine Spannweite von gegen fünf Metern.
Auf dem höchsten Berg der Welt
Big Island hat jedoch nicht nur schöne, einsame Strände und eine faszinierende Unterwasserwelt, sondern kann auch noch mit dem höchsten Berg der Welt auftrumpfen. Der Vulkan Mauna Kea liegt zwar «nur» auf 4205 m.ü.M. Aber wenn man den Teil des Vulkanes, der sich unterhalb der Meeresoberfläche befindet, ebenfalls dazu zählt, kommt man auf insgesamt 10’203 Meter, womit er den Mount Everest locker überragt. Weil der Vulkan so hoch ist, befinden sich auf der Spitze ziemlich viele Teleskope. Denn der Platz eignet sich hervorragend zur Beobachtung des Universums. Wir besuchten den Mauna Kea kurz vor Sonnenuntergang und genossen die Aussicht aufs Wolkenmeer. Da es etwas später am Abend noch aufklarte, hatten wir beim Visitor Center eine grossartige Sicht auf den Sternenhimmel. Und ganz weit weg am Horizont sahen wir sogar die Lava des Vulkanes Kilauea glühen, wow! So war auch dieser Ausflug einmalig. Nur wurde es nach Sonnenuntergang etwas frisch, denn die Temperaturen bewegten sich auf dieser Höhe logischerweise im Minusbereich. Aber trotzdem war es ein toller Tag, da wir beide zuvor noch nie auf einem so hohen Gipfel gewesen waren. Mal schauen, ob wir diese Höhe irgendwann noch toppen können… 😉
Das Beste zum Schluss…
Nach den wunderbaren Begegnungen mit den Delfinen und den Mantarochen hätten wir nicht gedacht, dass wir noch eine dritte unvergessliche Erfahrung auf Big Island machen würden. Doch genau so kam es. Der Hawai’i Volcanoes National Park im Südosten der Insel ist momentan gesperrt, weil der Vulkan Kilauea dort seit über zwei Monaten ausbricht und daher das ganze Gebiet vom Militär hermetisch abgeriegelt wird. Auch erschüttern jeden Tag mehrere Erdbeben die Gegend. Es war zum Zeitpunkt unseres Besuchs also fast unmöglich, sich dem Vulkan auch nur ansatzweise zu nähern oder irgendwo austretende Lava zu erspähen. Doch da wir uns dieses Naturspektakel nicht entgehen lassen wollten, unternahmen wir trotzdem einen Tagesausflug in die Region. Wir fuhren zuerst mit einem Mietwagen um die halbe Insel herum bis nach Hilo, den grössten Ort an der Ostküste von Big Island. Von dort aus gab es zwei Möglichkeiten, die Lava zu sehen. Zum einen war dies mit einem Helikopterflug, zum anderen mit einer Bootstour. Beide Varianten waren natürlich unglaublich teuer und überstiegen unser Tagesbudget bei Weitem. Doch wir dachten uns, dass dies wohl eine einmalige Gelegenheit sei, einen aktiven Vulkan aus der Nähe zu sehen. So buchten wir also tatsächlich eine Lava Boat Tour. Gegen Abend fuhren wir mit dem Speedboat von Hilo aus über eine Stunde lang der Küste entlang zur Stelle, wo die Lava momentan ins Meer fliesst. Schon von Weitem konnten wir den Vulkan erkennen und je näher wir kamen, umso wärmer wurde es. Plötzlich fing es um uns herum an zu brodeln und die Luft roch nach Gasen. Wir hatten unser Ziel erreicht! Was nun folgte, war wohl eine der eindrücklichsten Stunden unseres bisherigen Reislis. Das Boot fuhr uns so nahe wie möglich an die ins Wasser fliessende Lava heran. Wir konnten uns kaum sattsehen. Immer wieder fanden auch kleinere Explosionen statt, es zischte und dampfte an allen Ecken und Enden. A propos Explosionen: Die Touristen auf dieser Bootstour werden ihren Ausflug definitiv nicht mehr so schnell vergessen…
Lava Boat Tour mit 23 Verletzten! (20 Minuten vom 17.7.2018)
Zum Glück hatten wir unsere Tour ein paar Wochen zuvor gemacht… 😀
Viel zu schnell ging der Ausflug vorbei. Wir hätten wohl noch stundenlang zuschauen können, wie die Lava sich an dieser Stelle ins Meer ergoss. Aber leider war es schon bald wieder Zeit für den Rückweg. Mit Vollgas steuerte der Kapitän das Speedboat über das unruhige Meer. Da Andrea mittlerweile weiss, dass ihr Magen für solche Kapriolen nicht geschaffen ist, hatte sie sich vor der Tour sicherheitshalber gleich zwei Seekrankheitstabletten reingehauen. Das war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Denn die Crew war während der ganzen Fahrt damit beschäftig, den kotzenden Asiaten Eimer zu bringen. Schön fasste es ein Crew-Mitglied zusammen, als es mit einem weiteren vollen Eimer an uns vorbeilief: «I love my job!» 😀 Wenn man als Entschädigung dafür aber jeden Tag Lava zu sehen bekommt, würden wir dieses Opfer vielleicht sogar auch noch bringen… 😉
Die elf Tage auf Big Island waren einfach der absolute Wahnsinn! Wir sind überglücklich und dankbar, dass wir all diese wunderbaren Erfahrungen machen durften. Wir werden die Geschehnisse rund um den Vulkan Kilauea sicher weiterhin in den Medien verfolgen und sind schon jetzt gespannt, wie Big Island in ein paar Monaten aussehen wird.
Den Abschluss unseres Aufenthaltes in Hawaii bildet nun nochmals eine letzte Woche zurück auf Oahu. Wir freuen uns auf ein paar ruhige Tage am Strand, bevor es dann für uns weitergeht nach Kanada.