Während unseres Aufenthaltes in Calgary hatten wir genügend Zeit, einen Ausflug in den Banff National Park zu machen. Er liegt am Fusse der Rocky Mountains, westlich von Calgary, und umfasst unter anderem die beiden bekannten Orte Banff und Lake Louise. So konnten wir einen kleinen Teil der Rocky Mountains trotzdem besichtigen, auch wenn es aus Kostengründen leider nicht für weitere Gebiete reichte. Ein erster Ausflug führte uns nach Banff. Mit einem öffentlichen Bus konnten wir direkt vom Stadtzentrum in Calgary dorthin und am Abend wieder zurück fahren.

Flanieren im hübschen Bergdörfchen

Schon bei der Ankunft in Banff waren wir sehr angetan von der Atmosphäre und dem Aufbau des Dorfes. Obwohl es natürlich wie erwartet viele Touristen hatte, konnten wir in gemütlichem Tempo herumschlendern und die Schaufensterauslagen bestaunen. Lustig fanden wir vor allem, dass in Banff alle Strassen den Namen eines Tieres tragen. Es gibt also zum Beispiel die Wolf- , die Grizzly- oder die Elchstrasse. Da wir zum ersten Mal im Banff National Park waren und nicht genau wussten, welche Wanderungen besonders gut sind, machten wir einen Halt im Visitor Center. Es wird generell empfohlen, dort vorbeizuschauen. Denn gerade in den Sommermonaten, von Juni bis September, sind ab und zu Wanderwege gesperrt, weil Bären auf Beerensuche sind und dabei nicht gestört werden sollten. Von der netten Dame im Visitor Center wurde uns die Wanderung auf den Sulphur Mountain empfohlen. Es ist zwar auch möglich, mit einer Gondel auf den Gipfel hinaufzufahren, aber das kam für uns natürlich nicht in Frage.

  

Wanderung auf den Sulphur Mountain

Der steile Aufstieg bis zum Gipfel zog sich über gut zwei Stunden dahin, der grösste Teil des Weges lag jedoch zum Glück im Schatten. Als wir die Spitze des Sulphur Mountains erreicht hatten, erwartete uns eine grandiose Aussicht auf die Umgebung. Wir sahen sowohl nach Banff hinunter, als auch bis weit in die umliegenden Täler hinein. Der Rückweg auf der anderen Bergflanke war dann überhaupt nicht mehr anstrengend. Aber ab ungefähr der Hälfte des Weges wurden wir von einer grossen Meute Moskitos gejagt, die Freude an unserem Blut zu haben schien. Zu dumm, dass wir den Mückenspray in Calgary vergessen hatten… Patrick konnte sich am Abend über sensationelle 12 neue Mückenstiche freuen. 😀 Leider trafen wir auf der ganzen Wanderung keine «speziellen» Tiere wie Hirsche, Elche oder sogar Bären an. Obwohl wir die Umgebung immer wieder ausgiebig beobachteten, waren ein paar Rehe das höchste aller Gefühle. Vor allem einen Bären hätten wir enorm gerne gesehen. Wir waren jedoch auch froh, dass wir nicht unverhofft auf einen getroffen sind. Denn es ist vermutlich schon nicht ganz das Gleiche, einen Bären aus dem sicheren Auto heraus zu sehen, oder einem in freier Wildbahn zu begegnen.

 

Der Ausflug nach Banff hat sich aus unserer Sicht auf jeden Fall sehr gelohnt. Da der Ort nicht allzu weit von Calgary entfernt liegt, eignet er sich auch für einen Tagesausflug. Wir waren überrascht, wie gut sich die Menschenmasse verteilt hat, da wir einen deutlich grösseren Ansturm an Touristen erwartet hatten.

Was für ein Chaos in Lake Louise

Der Ausflug in den Banff National Park hatte uns so gut gefallen, dass wir entschieden, nochmals für einen Tag in die Rocky Mountains zurückzukehren. Dieses Mal mieteten wir allerdings ein Auto, da wir bis nach Lake Louise fahren wollten. Dorthin gibt es leider keinen direkten Bus ab Calgary. Mit dem Auto waren wir auch flexibler und konnten mehrere Punkte unterwegs ansteuern. Obwohl wir wussten, dass Lake Louise ein enorm beliebtes Reiseziel ist, verschlug es uns fast den Atem, als wir im Laufe des Morgens dort eintrafen. Wir besuchten zuerst wieder das Visitor Center, wo wir hörten, dass alle Parkplätze im Ort komplett voll seien, gewisse sogar bereits seit sechs Uhr morgens! Die Dame vom Visitor Center riet uns dann auch davon ab, nach Lake Louise selber zu gehen. Die meisten Touristen würden sich dort aufhalten und fast alle Wanderwege seien komplett überlaufen. Sie empfahl uns stattdessen, den Moraine Lake anzusteuern und unser Glück dort zu versuchen.

Ausweichroute zum Moraine Lake

Nachdem wir unser Auto auf dem Overflow Parkplatz abgestellt hatten, mussten wir von dort aus einen Shuttle Bus nehmen. Derjenige nach Lake Louise war zwar gratis, aber es standen so viele Leute dafür an, dass wir etwa eine Stunde hätten warten müssen, bis es uns auf den Bus gereicht hätte. Die einzige Alternative war ein kostenpflichtiger Shuttle, der den Moraine Lake ansteuerte. Da wir ja sowieso von dort aus eine Wanderung machen wollten, entschieden wir uns also für diesen Shuttle. Obwohl wir uns schon ziemlich darüber aufregten, dass wir dafür 30 Dollar hinblättern mussten. Denn die Fahrt im Bus dauerte maximal 20 Minuten. Aber da wir keine andere Möglichkeit sahen, blieb uns nicht viel anderes übrig. Am Moraine Lake angekommen, erfreuten wir uns dann zuerst einmal ab dem wunderbaren Farbton des Sees. Sein kräftiges Türkisblau gefiel uns so gut, dass der Ärger über den überteuerten Shuttle relativ schnell wieder verflog. Doch allzu lange konnten wir den See leider nicht bewundern. Wir wollten noch eine längere Wanderung zum Sentinel Pass machen, die laut Beschreibung 4.5 – 5.5 Stunden in Anspruch nahm. Und da der letzte Shuttle zurück zum Overflow Parkplatz in exakt 4.5 Stunden fuhr, durften wir nicht allzu viel Zeit verlieren. Schliesslich wollten wir unterwegs zum Sentinel Pass ja doch auch noch das ein oder andere Foto machen sowie den mitgebrachten Zmittag essen.

 

Mit einem grossartigen Panorama belohnt

Auch auf dieser Wanderung ging es, wie bei der letzten in Banff, im Hinweg nur bergauf. Aber der Weg lag zum Glück ebenfalls meistens im Schatten und bot bald einmal wunderbare Ausblicke auf die Umgebung. Kurz vor der Passhöhe hatte uns dann auch noch der Schnee eingeholt. Ein kleiner Abschnitt des Weges führte über ein Schneefeld und lud richtiggehend zu einer Schneeballschlacht ein. 😀 (Die Siegerin ist der Redaktion bekannt, will aber nicht namentlich genannt werden… 😉 ) Die Aussicht von ganz oben war dann wirklich fantastisch. Wir waren enorm froh, dass wir die Anstrengung auf uns genommen hatten und genossen den Ausblick, der sich uns auf beide Talseiten bot. Nur konnten wir gar nicht allzu lange verweilen, der Zeitdruck zwang uns zu einer baldigen Rückkehr runter zum Moraine Lake und dem Shuttle Bus.

Lake Louise und die Touristen

Zurück bei unserem Auto auf dem Overflow Parking mussten wir entscheiden, was wir mit dem Rest des Tages noch machen wollten. Da wir annahmen, dass mittlerweile schon viele Touristen auf dem Nachhauseweg waren, wagten wir es, doch noch nach Lake Louise zu fahren. Mit etwas Glück fanden wir auch einen Parkplatz direkt am See. Lange blieben wir aber nicht dort. Es hatte immer noch unvorstellbar viele Touristen und der See kam bei Weitem nicht an den Moraine Lake heran. Er war zwar auch ganz nett, aber nicht mehr. Deswegen machten wir uns bald einmal auf den Rückweg nach Calgary. Unser Fazit von diesem Tag fällt dann auch etwas zwiegespalten aus. Die Gegend ist zwar unbestritten enorm schön, aber aus unserer Sicht hatte es ganz klar viel zu viele Touristen. Wer Lake Louise im Sommer ansteuern möchte, sollte also entweder sehr, sehr früh am Morgen losziehen, oder sich auf einen Tag mit vielen anderen Besuchern einstellen. Auf Grund dieses enormen Andrangs war es uns leider auch in Lake Louise und am Moraine Lake verwehrt, irgendwelche grössere Wildtiere zu sehen. Einzig kurz vor dem Sentinel Pass erspähten wir ein paar Murmeltiere. Unsere Bärensuche müssen wir also an andere Orte verlegen. Zum Glück sind wir noch ein paar Wochen in Kanada unterwegs. 😉

  

Nach der Grossstadt nun das Landleben

Über zwei Wochen haben wir insgesamt in Calgary und Umgebung verbracht. Was am Anfang nach sehr viel ausschaute, war im Nachhinein genau das Richtige. Denn wir konnten die Zeit super nutzen, um unsere Weiterreise zu planen. Man unterschätzt häufig, wie viel Zeit es braucht, gewisse Recherchearbeiten durchzuführen, die besten Reiseverbindungen herauszusuchen oder auch einen Blog zu schreiben. Wir waren deswegen froh, dass wir einige Tage fast ausschliesslich zu solchen Zwecken brauchen konnten. Zudem «mussten» wir natürlich auch noch fleissig das Tennisturnier in Wimbledon und die Fussball-WM in Russland mitverfolgen. 😀 Nach Calgary führt unser Weg nun weiter Richtung Osten, genauer gesagt nach Quyon. In der Nähe dieses kleinen Örtchens, das rund 45 Minuten westlich von Ottawa liegt, werden wir für knapp zwei Wochen Andrea’s Gotte und ihren Mann auf deren Farm besuchen. Wir freuen uns riesig, sie nach langer Zeit wieder einmal zu sehen. Ausserdem sind wir sehr gespannt auf den Kontrast zwischen der Grossstadt Calgary und dem Leben auf dem Lande.

Auf Bärensuche im Banff National Park
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