Mit Guatemala führte uns unser Weltreisli ins letzte Land, das wir in Mittelamerika noch besuchten. Bei der Planung unserer Reise vor rund zwei Jahren hatten wir Guatemala als mögliche Destination zwar kurz in Betracht gezogen gehabt. Weil zu diesem Zeitpunkt aber andere Länder höhere Priorität genossen, rückte es in den Hintergrund und fiel schlussendlich ganz aus der Reiseroute heraus. Dieser Umstand änderte sich jedoch vor einigen Wochen, als wir von anderen Reisenden immer wieder zu hören bekamen, wie gut ihnen Guatemala gefallen habe. Ausserdem gingen uns langsam die Tage aus. Wir konnten und wollten nicht mehr kreuz- und quer durch ganz Mittelamerika jetten. Deshalb entschlossen wir uns dazu, von Belize aus auf dem Landweg nach Guatemala einzureisen und zwei Wochen in diesem Land zu verbringen.

Was für ein Grenzübergang!

Die Einreise nach Guatemala verlief relativ unspektakulär. Ein Taxi brachte uns von San Ignacio in Belize bis an die Grenze. Dort warteten schon unzählige Männer, die zu unschlagbaren Kursen unser Geld wechseln wollten. Natürlich waren die Kurse alles andere als unschlagbar, weshalb wir dankend ablehnten. Die Einreise selber war dann schon fast ein Witz. Wir mussten an einem Schalter anstehen, der mehr an einen Ausgabetisch bei einer Tombola erinnerte, als an einen offiziellen Grenzschalter. Niemand trug eine Uniform, es befanden sich zahlreiche andere Menschen im Raum, bei denen nicht klar war, was sie genau dort machten, und unser Grenzbeamte war, während er unsere Pässe kontrollierte, die ganze Zeit über am Telefon. Aber na gut, wir wollten uns ja nicht beklagen, sondern nahmen einfach die Pässe wieder entgegen und marschierten aus dem Raum hinaus nach Guatemala hinein. Sofort heftete sich ein Taxifahrer, der uns schon zuvor vollgequatscht hatte, wieder an unsere Fersen. Seine Bemühungen waren aber leider nicht von Erfolg gekrönt, auch wenn er seinen Preis von Minute zu Minute senkte. Für die Weiterreise von der Grenze nach Flores nahmen wir lieber den lokalen Bus, der nochmals deutlich günstiger war.

Flores und Jorge’s Swing

Rund drei Stunden nach der Abfahrt in Belize hatten wir die Ortschaft Flores erreicht. Der touristische Teil von Flores liegt auf einer kleinen Insel im Petén-Itzá-See, ist jedoch durch einen Damm mit dem Ufer verbunden. Unser Hotel befand sich gegenüber von Flores in San Miguel. Glücklicherweise fuhren zu fast jeder Tages- und Nachtzeit kleine Boote auf dem See herum, die uns sicher ans andere Ufer transportierten. Wir waren positiv überrascht ab Flores und der Umgebung. Der See war sehr schön, es gab einige tolle Restaurants mit leckerem Essen und die Bevölkerung war freundlich und hilfsbereit. Viele Touristen nutzen Flores als Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Tikal, die wohl berühmtesten Mayaruinen in Guatemala. Allzu viel machen kann man in Flores sonst nicht. Wir verbrachten jedoch noch einen sehr gemütlichen und unterhaltsamen Tag mit einem anderen Schweizer Pärchen bei «Jorge’s Swing». Dieses kleine Freibad, wenn man es denn so nennen will, befindet sich am Ufer des Sees und bietet viele Sitzgelegenheiten sowie ein Sprungbrett und zwei Seile, an denen man sich ins Wasser schwingen kann. Wir genossen die Gesellschaft von Nina und Simon sehr, vor allem, da wir auch den Abend gemeinsam verbrachten und es sogar noch für einen Jass reichte. 😉

Die letzten Ruinen in Tikal

In Mexiko und auch in Belize hatten wir bereits einige Ausgrabungsstätten angeschaut. Trotzdem konnten wir Tikal nicht einfach weglassen, da die Ruinen angeblich zu den am besten erforschten Maya-Stätten weltweit gehören. Wir waren deswegen sehr gespannt, was uns alles erwarten würde. Leider hatten wir nicht gerade den besten Tourguide erwischt, er war etwas stark von sich selbst überzeugt. Aber immerhin führte er uns relativ zielstrebig auf dem sehr grossen Gelände herum und zeigte uns die wichtigsten und imposantesten Gebäude. Später hatten wir dann auch noch Zeit, um selber auf Erkundungstour zu gehen, was wir sehr toll fanden. Das Besondere an Tikal ist, dass die gesamte Anlage mitten im Dschungel liegt. Da man heutzutage immer noch auf einige der Tempel hinaufklettern darf, bietet sich den Besuchern ein toller Ausblick auf die gesamte Umgebung. Die meisten Gebäude sind zwar mehrheitlich unter dem Blätterdach des Regenwaldes versteckt, man sieht jedoch die Spitzen der Stufentempel, die an verschiedenen Orten in den Himmel ragen. Deswegen genossen wir auch diesen Ausflug sehr. Und im Laufe des Nachmittages war sonst fast niemand mehr unterwegs, sodass wir die Anlage praktisch für uns alleine hatten.

Ein zeitaufwändiger Abstecher nach Semuc Champey

Von Flores aus fuhren wir mit einem Shuttlebus bis nach Semuc Champey. Dieses Naturschutzgebiet ist ein beliebtes Reiseziel bei Touristen, es ist aber nicht so gut erschlossen. Die Fahrt dorthin nahm deswegen auch einen ganzen Tag in Anspruch und war nicht sonderlich angenehm. Der Shuttlebus war unbequem, da wir kaum Beinfreiheit hatten, und die Sitze über keine Nackenstützen verfügten. Aber da konnten wir leider nicht viel dagegen tun. So waren wir sehr froh, als wir endlich in Semuc Champey eingetroffen waren. Unser Hostel lag recht abgeschieden in der Natur draussen, nur etwa zehn Minuten vom Naturschutzgebiet entfernt. Den einzigen Tag, den wir in Semuc Champey eingeplant hatten, verbrachten wir folglich auch in diesem Naturschutzgebiet. Wir liefen zuerst zu einem Aussichtspunkt hinauf, der uns eine spektakuläre Aussicht auf die gesamte Umgebung und die türkisgrünen Badepools im Tal unten bot. Im Anschluss liefen wir dann zu den Pools hinunter. Unterwegs kreuzten wir auch noch eine giftgrüne Schlange, die sich von uns überhaupt nicht stören liess. Die Pools waren eine herrliche Erfrischung nach dem strengen Auf- und Abstieg. Ansonsten war in Semuc Champey nicht allzu viel los. Ob sich der lange Anreiseweg deswegen komplett ausbezahlt hat, können wir nicht mit voller Überzeugung bejahen.

Antigua zum Ersten

Eine weitere, ganztägige Fahrt in einem erneut sehr unbequemen Shuttlebus brachte uns von Semuc Champey nach Antigua. Die Stadt liegt nur gerade etwa eine Stunde von Guatemala City entfernt auf knapp 1600 Metern über Meer. Sie hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Touristenziel entwickelt. Wenn man sich die Umgebung etwas genauer anschaut, kann man um Antigua herum mehrere Vulkane entdecken, zum Beispiel Agua, Acatenango und Fuego. Eine grosse Attraktion ist die Wanderung auf den Vulkan Acatenango. Er liegt gleich neben dem Vulkan Fuego, dem momentan aktivsten Vulkan Guatemalas. Im Moment kann man deswegen vom Acatenango aus den Eruptionen von Fuego zuschauen. Auch wir waren primär wegen dieser Vulkanwanderung nach Antigua gereist. Bevor es jedoch soweit war, genossen wir noch ein wenig das schicke Städtchen mit seinen schönen Kolonialbauten, sowie viel leckeres Essen in einem der zahlreichen Restaurants.

Die Route leicht angepasst

Eine kleine Planänderung brachte uns vor der Vulkanwanderung zuerst noch an den Lago de Atitlán. Ausschlaggebend für die Umstellung der Reiseroute war gewesen, dass wir den Weiterflug in die USA ab Guatemala City hatten. Von Antigua aus muss man bis zum Flughafen mit etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit rechnen. Vom Lago de Atitlán aus vergrössert sich dieser Fahrtweg jedoch gleich massiv auf gegen vier Stunden. Somit war für uns klar, dass wir von Antigua aus zum Flughafen fahren wollten, und nicht vom Lago de Atitlán. Wir verbrachten beim ersten Stopp deswegen nur gerade zwei Nächte in Antigua und reisten dann bereits weiter nach San Pedro. Das Dorf liegt direkt am Lago de Atitlán und bietet eine relativ gute Infrastruktur, die viele Backpacker anzieht.

Fast wie in der Schweiz

Auf unserer Reise durch Guatemala hatten wir einige Leute angetroffen, die mehrere Wochen oder sogar mehrere Monate am Lago de Atitlán verbracht hatten. Somit waren wir gespannt, was uns dort erwarten würde. Für insgesamt drei Nächte hatten wir uns in San Pedro in einem gemütlichen und geräumigen Airbnb niedergelassen. Gleich am ersten Tag nach der Anreise unternahmen wir ein paar kürzere Bootsfahrten auf dem See. Wir besuchten Santa Cruz und San Marcos, zwei weitere kleine Dörfer gegenüber von San Pedro. Von Santa Cruz aus hatten wir eine tolle Sicht auf San Pedro und den See, obwohl die Luft etwas getrübt war, vermutlich durch Vulkanasche. Wir fühlten uns sehr an die Schweiz erinnert, einzig mit dem Unterschied, dass die Erhebungen um den See herum hier am Lago de Atitlán keine Berge, sondern Vulkane sind.

Ein weiterer Ausflug führte uns von San Pedro aus ins Nachbardorf San Juan. Dort findet man viele kleine Kooperativen, die beispielsweise Schokolade oder Textilien verkaufen. Obwohl wir den Aufenthalt am Lago de Atitlán insgesamt sehr genossen haben, hätten wir nicht viel länger dort bleiben wollen. Die Landschaft war ohne Zweifel sehenswert, aber aus unserer Sicht nicht aussergewöhnlich speziell. In guter Erinnerung werden uns aber auf jeden Fall die beiden Trivia-Nights bleiben, an denen wir in zwei verschiedenen Bars in San Pedro teilgenommen haben. Nachdem wir auf der bisherigen Reise schon mehrmals an solchen Quiz-Nächten mitgemacht hatten, reichte es dieses Mal dank toller Unterstützung von drei anderen Backpackern nämlich tatsächlich noch für einen 3. Rang, der uns einen gratis Drink einbrachte. 😀

Die unglaubliche Vulkanwanderung auf den Acatenango

Das allergrösste Highlight dieser beiden Wochen in Guatemala hatten wir uns aber definitiv für den Schluss der Reise aufgespart. Zurück in Antigua machten wir endlich noch die Vulkanwanderung auf den Acatenango. Zusammen mit den anderen Teilnehmern unserer Gruppe wurden wir per Shuttlebus zum Büro unseres Tourveranstalters gebracht. Dort bekamen wir alle wichtigen Informationen und konnten uns mit zusätzlichen warmen Kleidern ausrüsten. Und dann hiess es Zähne zusammenbeissen und laufen, laufen, laufen. Am ersten Tag, als wir den Vulkan erklommen, ging es logischerweise nur bergauf. Das war enorm anstrengend, vor allem auch, weil der Untergrund häufig aus losem Gestein, Sand und Kies bestand. Ausserdem befanden wir uns schon beim Start auf über 2000 Metern über Meer. So kamen wir ziemlich schnell ins Schwitzen und waren gar nicht so unglücklich darüber, dass es eher neblig und bewölkt war. Insgesamt liefen wir rund fünf Stunden den Vulkan hinauf, bis wir endlich im Laufe des Nachmittages unser Basecamp auf etwa 3600 Metern über Meer erreicht hatten. Die Aussicht, die wir von dort oben dann aber hatten, machte jegliche Strapazen wieder wett. Wir erblickten direkt vor unseren Augen den Vulkan Fuego, der fleissig Rauchwölkchen in die Luft pustete und laute Donnergeräusche von sich gab. Im Laufe des Abends konnten wir immer wieder zuschauen, wie Fuego auch ganz viel Lava ausspuckte. Das war wohl etwas vom Faszinierendsten, was wir bisher auf der ganzen Reise erlebt hatten. Die Gewalt der Natur so direkt vor dem Gesicht zu haben, war einfach unbeschreiblich. Deswegen lassen wir an dieser Stelle auch besser einfach noch einige Bilder sprechen.

 

Und nun…?

Überwältigt von diesem Naturphänomen kehrten wir zwar völlig kaputt und übermüdet, aber auch unendlich glücklich nach Antigua zurück. Da wir in der Nacht auf dem Vulkan höchsten zwei Stunden geschlafen hatten, nutzten wir den letzten Tag in Antigua primär zur Erholung. Ein fieser Muskelkater war ebenfalls bereits im Anmarsch, sodass wir keine grossen Stricke mehr zerrissen.

Und dann hiess es tatsächlich bereits wieder Abschied nehmen von Guatemala und ganz Mittelamerika. Mit dem Flugzeug ging es nach Fort Lauderdale in die USA. Dort werden wir nun noch die allerletzten Tage unseres Weltreislis geniessen, bevor wir am 17.4. dann wieder nach Hause in die Schweiz fliegen.

Atemberaubendes Naturspektakel zum Abschluss in Guatemala
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2 thoughts on “Atemberaubendes Naturspektakel zum Abschluss in Guatemala

  • 16/04/2019 at 22:36
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    Ich wünsche eu ganz en guete und schöne Heiflug. Bis bald..

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    • 18/04/2019 at 16:23
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      Danke vill Mal liebi Hanne, bis ganz bald hoffentlich!

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